Die aktuelle Ausgabe von Sense of Home führt hinter die Kulissen eines architektonische Meisterwerks, dem Herzensprojekt der Gastgeber Eilidh und Jack in Edinburgh.
In einem Hinterhof in Edinburgh wartet ein Apartment, das nicht weniger als ein verdichtetes Stück Schottland ist. Wer es mietet, taucht ein in eine raue und doch warme Welt, in der Tradition und Gegenwart keine Gegensätze sind.
Wer nicht genau hinschaut, läuft vorbei an dem unscheinbaren Gitter zwischen dem quietsch grünen Café und dem dunkelblauen Zeitungsladen. Rundum den Grassmarket herrscht Trubel: Laute Pubs, schrille Läden und volle Restaurants reihen sich aneinander. Aber hinter dem Durchgang wartet auf Eingeweihte eine andere Welt voll Ruhe, Schönheit und Handwerkskunst. „Porteous’ Studio“ heißt das Herzensprojekt der jungen Architekten Eilidh Izat und Jack Arundell, das die beiden in dem gepflasterten Hinterhof geschaffen haben und auf Airbnb an Gäste vermieten.
Samtigwarme Kalkstein fliesen auf dem Boden, weiß gestrichene Holzbalken an der Decke und lehm verputzte Wände schaffen die Atmosphäre eines Designer-Cottages, das genauso an einer rauen, schottischen Küstenklippe stehen könnte. Und tatsächlich steckt in den 36 Quadratmetern, die die beiden als Ferienunterkunft vermieten, mehr Natur Schottlands, als man denkt: Aus einer einzigen, alten Eiche aus East Lothian, dem Küstenstreifen östlich von Edinburgh, haben Eilidh und Jack die gesamte Ausstattung des Apartments schreinern lassen.
Die Bad-und Küchenzeile, der große Tisch mit Sitzbänken, zwei Regale, das Bett, das Sofa, selbst die Rahmung und Strebender Glasfront haben denselben Ursprung, dieselbe Maserung, die sich durch das Holz zieht. Im Oktober 2016 kauften Eilidh und Jack die ehemalige Hinterhofgarage. Das Apartment wurde komplett entkernt, ein neues Fenster aus der dicken Backsteinwand gebrochen und jedes Detail genau durchdacht. Was Eilidh und Jack nicht selbst schafften, übernahmen Freunde aus der Gegend: Die Holz arbeiten stammen vom ortsansässigen Tischler Namon Gaston, das handgetöpferte Geschirr von Rebecca Proctor aus Cornwall.
Regionale Verbundenheit war Eilidh und Jack nicht nur in der Haptik des Studios wichtig: Um einen Ort der Begegnung zu schaffen, sind im Apartment jeden Monat feste Tage für einen „Supper Club“ geblockt: Jack, der mehrere Jahre als Koch gearbeitet hat, serviert an diesen Abenden kleinen Gäste runden selbstgekochtes Essen, die Teilnehmer melden sich über Instagram an. „Wir achten darauf, dass sich niemand untereinander kennt – so entstehen jedes Mal neue Freundschaften“. Eilidh und Jack selbst sind selbst Zugezogene: Sie kam aus Aberdeen zum Architekturstudium, Jacks Weg führte aus Nordengland nach Schottland. Dort fand der Wasserbauingenieur gemeinsam mit Eilidh seine Liebe zur Architektur.
Für die beiden steht das Porteous’ Studio auch für einen ganz persönlichen Neuanfang: Weil der Ausbau so viel positive Resonanz bekam, entschlossen sie sich, das gemeinsame Architektur und Designbüro „Izat Arundell“ zu gründen. Lokales Handwerk in ihre Projekte mit ein zu beziehen, ist ihnen dabei wichtig. „In der touristischen Altstadt eröffnen immer mehr kleine, unabhängige Läden mit regionalem Fokus. Diese Verbindung zu Edinburgh leben auch wir ganz bewusst in unseren Architekturprojekten wie in unserem Alltag“, sagt Eilidh
Dieser Beitrag erschien in Sense of Home 2/2019. Alle Rechte liegen bei Sense of Home bzw, den Autoren und Fotografen.